Hier finden Sie einige Beispiele für Gedichte aus den Büchern von Hans-Peter Seeling.
Aus "Zinnoberrote Liebe":
genial
picasso malte die töne
eines hundes gebell
flüssig und wässrig
als grelles aquarell
wenn man seine ohren
an das gemälde hält
hört man sogleich
wie das hündchen bellt
wahnwitzig ideenreich
war dieser maler
nicht allzu groß
aber ein großer genialer
musische liebe
die violine zirpt schrill
dem kontrabass ins ohr
das cello würd’s treiben
mit der bratsche
dem bass ist dieses
völlig verhasst
er liebt nun mal
kein getratsche
sein lieblings bassgebrumme
richtet sich ohnehin
auf die reizend
betörende scharfe
mit galaktischem saitenspiel
und sphärischen klängen
so sexy
aussehende harfe
musikalität
herzzerreißende töne entlockte
eine musikalische makrele
am nördlichen jadebusen
ihrer fischknochenukulele
Aus "Im Vorübergehen":
Herbstfarben
Den Kampf gewonnen
Gegen Grün
Das Gelb
Selbst gegen Rot
Dominant nur
Kurze Zeit
Marschierend Braun
Bringt längst
Den Tod
Ankommen
Unterwegs sein
Offenen Auges
Wichtige Dinge sehen
Wissen wohin
Mit sich gehen
Ankommen bei
Sich selbst
Tag im Wandel
Nächtliche Geborgenheit in
Verdunstung des Morgens
Tränennasser Frühnebel
Die Asphaltbahnen in
Feuchtes Schwarz getaucht
Im Aufwärtstrieb ins große
Wolkenspiel am Firmament verzogen
Häuserschluchten umgebende
Hügellandschaft in seichter Brise
Diffus opaler Zeitsegel umflattert
Tagesverlauf sklavisch an
Galeerenhaften monoton
Geräuschlosen Ruderschlag gekettet
Verheißungsvoll aufwärts bahnt
Sich der Sonnenball
Mutter Erde und Himmelsdom
Zu kolorieren
Wollüstig strecken Sonnenblumenfelder
Solidarisch vereint drehend
Ihre goldgelben Köpfe dem
Energiespendenden Strahlengang
Heischend entgegen
Der Tag in Auf- und Abwärtsbewegung
Vorangetrieben auf den Wellengesängen
Der weiten Meere
Erschöpft den Abendklängen
Rettender Ufer anzusteuern
Erlösend im Rachenschlund
Der Finsternis ins Totenbett der
Nacht zu tauchen
Frühlingserwachen
Zeit des Erwachens Aufwachens
Des Neubeginns
Regung innen wie außen
Ausdruck von Magie und Poesie
Veränderung wie jedes Jahr
Rückzug aus den Schlafzonen
Trister Winterkammern
Die stetig ansteigende Sonne
Mit ihren wärmenden Strahlen
Umschmeichelt wie Balsam
Unsere Seelen und Herzen
Die Natur hüllt sich
Mit zarten Tönen ihrer Farbauswahl
In neue Gewänder
So auch der Mensch
Den Drang nach Verwandlung spürt
Kritische Blicke in den Spiegel häufen sich
Kaloriensünden winterlicher Festschmausgelage
Offenbaren sich mit wintermüder Haut
Bedürfnisse werden geweckt
Veränderungswünsche Sehnsüchte
Nach kreativen sinnlichen Dingen
Forschen schauen fühlen schmecken
Einatmen neuer Düfte
Mit Macht durchbricht
Die Urkraft allen Lebens
Sämtliche Grenzen
Der Ursprünglichkeit näher zu kommen
Kretische Imagination
Spätsommergewandige Tage schnüren
Sich herbstbegrüßend ein
Im Impetus sich
Ausbreitender Mondphasen
Heraklischer Staub an
Schuhsohlen von Spurensuche
Kretischer Exkursionen
In mythische Vergangenheit
Verklebte Gaumen all der
Genüsse die an göttlich
Orgiastische Festschmausgelage
Des Dionysos erinnern
Pan der mit seinen Hufen
Seine tirilierende Syrinx-Melodien
Taktschlagend begleitet
Klingt heutig vertraut
Alexis Zorbas als Sirtos-Tanz
Wild gestikulierend von
Mikis Theodorakis dirigiert
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